Autonamen, wie auch Ländernamen, Bergnamen, Versicherungsnamen, Weinnamen, Wüstennamen etc. haben im allgemeinen ein festes grammatisches Geschlecht, das jedoch oft nicht wirklich auffällt. So werden z.B. im Deutschen Ländernamen überwiegend als Neutra behandelt (das Mexiko des letzten Jahrhunderts), was auf eine vormalige Verbindung mit ‚Land‘ zurückzuführen ist. Das grammatische Geschlecht dieser ursprünglichen Basis (so g. ‚Sockel-Genus‘, vgl. Nübling 2012) bestimmt das Geschlecht auch dann noch, wenn diese Basis im Lauf der Sprachgeschichte ausgefallen ist. Dies ist bei den Autonamen prinzipiell nicht anders, die im Deutschen ihr maskulines Geschlecht aus Syntagmen wie Mercedes-Wagen oder Opel Patentmotorwagen erhalten haben. Bei Volkswagen ist dieser Grundbestandteil noch heute erhalten und auch die Abkürzung VW behält maskulines Geschlecht.

Die Verhältnisse im Luxemburgischen scheinen auf den ersten Blick analog den deutschen zu sein, denn auch hier wirkt das maskuline Sockel-Genus (den Opel, de BMW, de Peugeot – NB: Der männliche Definitartikel lautet im Luxemburgischen den). Das Maskulinum dürfte auch hier auf ursprüngliche Konstruktionen mit dt. Wagen oder lux. Won zurückzuführen sein, eventuell auch noch gestützt durch das Synonym Auto, das im Luxemburgischen – im Gegensatz zum Deutschen – ebenfalls maskulin ist (den/en Auto). Dies kommt z.B. auch in folgender Bemerkung eines Teilnehmers an der unten erwähnten Umfrage zum Ausdruck: „wéi et schéngt, ass bal alles (ausser d’Jeep) männlech fir mech (wéi Auto)“.

Häufig höre ich jedoch auch Autonamen mit femininem grammatischem Geschlecht:

  • Mat 18 Joer a B-Permis däerf een och eng Ferrari [‚eine Ferrari‘] fueren.
  • Déi Ferrari, Mercedes, Porsche an Harley [‚die Ferrari, (die) Mercedes, (die) Porsche, (die) Harley‘] gëtt an der Niewestrooss geparkt.

Wie das nächste Beispiel zeigt, sind Autonamen nicht per se entweder maskulin oder feminin, sondern es kann marken- oder ususbedingt zu Variation kommen.

  • Wat ass dat fir eng Camionette am Spigel? Ee VW Bulli [‚ein VW Buli‘]?, eng Mercedes Benz [‚eine Mercedes-Benz‘]? eng Hanomag Henschel [‚eine Hanomag Henschel‘]?

Dazu kommt auch eine mögliche individuelle Präferenz, wie folgendes Beispiel aus einem Forum belegt, in dem auf den maskulinen Porsche von Schreiber1 in der direkten Antwort eine feminine Verwendung von Schreiber2 folgt.

  • Schreiber1: ech tippen op een Porsche [‚ein Porsche‘] 914 oder 924!
  • Schreiber2: Leider keng Porsche [‚keine Porsche‘], weder déi eng [‚die eine‘, i.e. 914] nach déi aaner [‚die andere‘, i.e. 924] … Quelle

Neugierig geworden, sollte durch eine kleine Umfrage herausgefunden werden, wie verbreitet die femininen Autonamen sind und wodurch diese Variation gesteuert ist. An der Umfrage haben sich in kürzester Zeit 83 Personen beteiligt. Ihnen allen sei hier ausdrücklich Merci gesot. Gefragt wurde, ob ein gegebener Autoname maskulin oder feminin ist oder ob beide Genera verwendet werden können. Das Ergebnis in folgender Abbildung ist hochinteressant. Hier sind die prozentualen Häufigkeiten für die einzelnen Autonamen nach absteigender Häufigkeit für das Femininum sortiert. Zwar dominiert klar das Maskulinum, doch je nach Automarke finden sich Anteile zwischen 80% (eng Citroën) und 2% (eng VW) für das Femininum. Im Durchschnitt wurden ca. 20% Feminina genannt – und dies ist zu viel, um als bloßes Randphänomen abgetan werden zu können. Wie es scheint, werden einige Automarken systematisch häufiger als andere feminin gebraucht.

 

Die feminine Verwendung d’/eng Jeep scheint praktisch fest etabliert zu sein. Bis zu Häufigkeiten von ca. 20% finden sich elf Marken häufig als Feminina (eng Citroën, eng Rolls-Royce, eng Bugatti, eng Renault u.a.). Demgegenüber bleiben fast alle deutschen Automarken maskulin (en Daimler, e Ford, e BMW, en Audi, e Volkswon, en Opel). Die wenigen femininen Verwendungen der Automarken am rechten Ende der Grafik etablieren ein implikatives Verhältnis zu den übrigen: Wenn jemand also eng Kia sagt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Person auch eng Mazda, eng Mini, eng Ferrari und eng Citroën verwendet.

Insgesamt ergibt sich eine charakteristische Mischung der beiden Genera. Der Ursprung für diese Variation dürfte natürlich im Kontakt mit dem Französischen zu suchen sein. Dort sind Autonamen generell feminin, was auf ein feminines Sockel-Genus zurückgeführt werden kann. Als lexikalische Basis kann une voiture oder une limousine angesetzt werden. Der langwährende und permanente Sprachkontakt mit dem Französischen hat also zu der aktuellen variablen Genus-Verteilung geführt.

Es stellt sich die Frage, warum im heutigen Luxemburgischen gerade die großen, teuren Automobile (abgesehen von den originär französischen Marken Citroën und Renault – Peugeot scheint interessanterweise nur selten mit seinem heimischen Femininum assoziiert zu sein) besonders hohe Anteile der femininen Verwendung aufweisen. Ein aufmerksamer Teilnehmer an der Umfrage hat für diese Frage ein wichtiges Erklärungsmoment geliefert:

  • Ech gebrauchen quasi all Nimm fir Autosmarquen am Männlechen. z.B.: ech hun en (Auto-) Mercedes. Fréier (virun 30, 35 Joer) war et menger Meenung no éischter de Contraire. Du hunn ech/ass a mengem Ëmfeld bal alles am Weibleche gebraucht ginn (z.B. Hie koum mat senger Mercedes asw.). Eeler Leit a mengem Ëmfeld (70+) gebrauchen och nach meeschtens dës Form. Ass dat well als Auto deemols oft vun enger Limousine geschwat ginn ass?

Vorausgesetzt, dass unter ‚Limousine‘ ein großer und exklusiver Wagen zu verstehen ist, sind die entsprechenden femininen Verwendungen als Anleihen am Französischen aufzufassen, bei denen Konstruktionen wie une limousine Rolls-Royce, une limousine Porsche, une limousine Lamborghini die Vorbilder für lux. eng Rolls-Royce, eng Porsche, eng Lamborghini usw. geliefert haben. Und möglicherweise waren im Luxemburgischen die Feminia früher, d.h. in der Ära der Automobilisierung, generell häufiger und vielleicht sogar der Normalfall. Über den Kontakt mit dem Deutschen (und dem deutschen Automarkt) könnte dann das Maskulinum ins Luxemburgische gekommen sein. Um diese Hypothese weiter zu überprüfen, müsste der Sprachgebrauch der ersten Hälfte des 20. Jh. untersucht werden.

5 thoughts on “Grammatisches Geschlecht von Autonamen im Luxemburgischen

  1. Jackie Messerich

    Nach e klenge Kommentar zu der leschter Bemierkung (vu fréier): wann ech mech net ieren, gouf och den Terme ‚Luxmaschinn‘ fir Autoe gebraucht. Och dat kéint jo de Gebrauch vu Femina erklären.

  2. T. Didier

    Kann de Grond vun der signifikant méi héijer weiblecher Heefechkeet bei „Citroën“ net einfach op d’Quasi-Homophonie vun „(eng) Zitroun“ zeréckzeféiere sinn? Mäi Grousspapp, deen, wéi ech Kand war, eng „DS“ hat, huet seng esou „vernannt“.

  3. Fr

    Luxmaschin war fréier d’Bezeechnung fir Auto an Postwon fir e Bus mengen ech. Ech bestellen iwregens och „ee Béier“ fir e Mini an „eng Béier“ fir eng Fläsch.

  4. FELTZ Georges

    Nach een interessante Fall: Triumph huet een Auto gebaut dee Spitfire geheescht huet. Dee waarscheinlech bekannsten englësche Fliiger aus dem 2. Weltkrich war de Supermarine Spitfire. Ech giff méngen fir den Auto seet een an dësem Fall ENG Spitfire, mee fir de Fliiger seet een EEN Spitfire.

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