In Luxemburg gibt es, wenngleich äußerst selten, die Familiennamen Dusemang und Dusemong (sowie Varianten von diesen). Daneben existiert das Appellativ Dusemang. Über dieses Wort gibt uns das Luxemburger Wörterbuch (LWB) folgende Auskunft:

{xtypo_sticky}dusemang, duussemang, dusemen̂ Adv.: «gemütlich, langsam» — auch als Subst. gebraucht de Papp as esu en Dusemang (zu gut, nachsichtig).{/xtypo_sticky}

Wir stellen fest, dass es für das Wort drei Varianten gibt. Dass dusemang, duussemang vom Adverb frz. doucement ‘langsam’ stammen, liegt auf der Hand. Die Variante dusemen̂ stammt dagegen vom entsprechenden wallonischen Begriff doucemint, sprich [dusəmɛ͂ː] – im Wallonischen haben wir stets -in- [ɛ͂ː] für standardfrz. -en- [ɑ͂ː]. Außerdem konnte das c [s] des Französischen inkl. Wallonischen im Luxemburgischen offenbar sowohl stimmlos bleiben oder aber auch stimmhaft werden.

Abgesehen von den lautlichen Auffälligkeiten ist bemerkenswert, dass das Adverb im Luxemburgischen auch als Substantiv gebraucht werden kann. Wie lässt sich dieser Wechsel der Wortart erklären? Es ist vorstellbar, dass mit Dusemang ursprünglich eine, allenfalls mit entsprechender Autorität ausgestattete Person bezeichnet wurde, die den Begriff doucement als Interjektion zu gebrauchen pflegte, um die in einer Konfliktsituation beteiligten Personen zur Mäßigung aufzurufen. Das Appellativ Dusemang ist somit eine Metonymie, in der in diesem Fall der wohl frankophone Bezeichnete nach einer für ihn typischen sprachlichen Äußerung, wahrscheinlich aufgrund seiner Funktion als Konfliktbeschwichtiger, benannt ist. Auch könnte man annehmen, dass mit Dusemang einfach eine Person benannt wurde, die ohne große Anstrengung ihre Arbeit verrichtet. Laut LWB heißt es nämlich: e schafft à la douce, dusemang, duussemang ‘er arbeitet, ohne sich viel anzustrengen’. Doch fehlt im LWB für das Substantiv Dusemang eine etwaige Bedeutung, die mit ‘langsam arbeitende Person’ zu umschreiben wäre.

Interessant ist, dass das im heutigen Luxemburgischen kaum noch bekannte Appellativ Dusemang auch zum Familiennamen werden konnte, und zwar offenbar ausschließlich auf dem Gebiet des heutigen Luxemburgs. In den Listen der Volkszählung von 1880 erscheint der Familienname als Dousemang (4x), Dousemann (4x), Dousemant (6x), Doussement (2x), Dusemann (4x) (Müller 1887). Die Listen der Volkszählung von 1930 haben Dousemang (3x), Dousemend (1x), Dusemang (1x) (Klees 1989). Im Luxemburger Telefonbuch von 2009 finden wir schließlich Dusemang (14x).

Diese Belege zeigen zweierlei: Einerseits ist die Frequenz dieses Familiennamens, zumindest seit 1880, relativ niedrig, andererseits hat dieser, trotz seiner niedrigen Frequenz, eine Reihe von Schreibvarianten hervorgebracht. Sie sind wie folgt zu erklären: Die Endung frz. -ent hat, so wie z. B. die gleichlautende Endung frz. -and, im Luxemburgischen lautgesetzlich -ang ergeben. Dies belegen Familiennamen wie frz. Laurent > Lorang, Flamand > Flammang. Schreibungen mit -ant, -ent, -end in Dousemant, Doussement, Dousemend sind demnach französisch beeinflusst, genauso wie ou für u. Die Schreibungen Dousemann, Dusemann zeigen dagegen Einblendung des Appellativs Mann. Die Grafie s vs. ss wurde bereits oben erläutert.

Neben den Namenvarianten mit -ang, -ant, -ent, -end gibt es auch solche mit -on, -ong, -ont in der Endsilbe. In Luxemburg sind dies 1930 Dousemon (1x), Dousemont (32x), Dusemon (13x), Dusemong (2x), Dusemont (2x) (Klees 1989), 2009 Dousemont (9x), Dusemon (4x). Den Telefonbuchdaten der Deutschen Telekom von 2009 ist zu entnehmen, dass der Name auch auf deutscher Seite vorkommt, und zwar als Dusemond (18x) und als Dusemund (9x). Das Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland ist der Raum Wittlich.

Die Formen mit o und mit u sind aus lauthistorischen Gründen von jenen mit a und e zu trennen. Sie stammen von Dusemont oder Dusemond. Hierbei handelt es sich um den bis 1925 gültigen Ortsnamen – in der Mundart Dusemt gesprochen – für Brauneberg an der Mosel im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Wie bei Dousemant, Doussement, Dousemend weist die Schreibung ou in Dousemon, Dousemont auf französischen Einfluss. Darüber hinaus muss es für den Namen auch eine französische Aussprache [duzəmõː] gegeben haben. Der französisierte Name Dousemon(t) ist dann zu Dusemong germanisiert worden. Dass die Endung frz. -on, -ont im Luxemburgischen -ong ergeben hat, zeigen Familiennamen wie Dumont > Dumong, Dupont > Dupong. Dusemong wäre somit ein Beispiel für Rückentlehnung aus frz. Dousemon(t). Die nur in Deutschland vorkommende Variante Dusemund zeigt dagegen hyperkorrekte Standardisierung, da man offenbar an das Wort Mund dachte, das in der Mundart Mond lautet.

{xtypo_info}Fazit{/xtypo_info}

Im Luxemburgischen existiert das Appellativ Dusemang. Dieses wird gebraucht für einen guten, nachsichtigen Menschen. Es stammt aus frz. doucement ‘langsam’. Auch der Familienname Dusemang inkl. Varianten stammt von diesem Appellativ, und er ist somit ursprünglich Übername.

Der Familienname Dusemong ist eine Rückentlehnung aus frz. Dousemon(t). Dieses stammt aus dt. Dusemond oder Dusemont als Herkunftsbezeichnung zu einer gleichnamigen Ortschaft an der Mosel, heute Brauneberg (Landkreis Bernkastel-Wittlich).

Sowohl das Verbreitungsgebiet von Dusemang als auch jenes von Dusemong, die sich aufgrund ihrer Endung als typisch luxemburgisch erweisen, ist auf Luxemburg beschränkt.

 

Cristian Kollmann

 

Literatur

Klees, Henri: Geographie der Luxemburger Familiennamen (nach der Volkszählung von 1930). Luxemburg 1989.

Les Annuaires du Luxembourg. Édition 2009.

LWB = Luxemburger Wörterbuch. Herausgegeben von der Wörterbuchkommission. 5 Bände. Luxemburg 1950–1975. Ergänzungsband 1977.

Müller, Nikolas: Die Familien-Namen des Grossherzogthums Luxemburg. Luxemburg 1887.

Telefonbuchdaten der Deutschen Telekom. Ausgabe 2009.

 

Dusemont 1838 (GNU-Lizenz)