Weitere Bemerkungen zu den historischen Belegen
Zu klären blieben weitere Auffälligkeiten an den historischen Belegen. Die Belege Schrabeiltgen, Schrabeltgen zeigen -ei-, -e- in der Tonsilbe. Der Diphthong mhd. üe vor oraler Konsonanz hat, so wie mhd. ie, im Luxemburgischen zwei Ergebnisse erbracht. Im größten Teil des Sprachgebiets, so auch im Zentrum, gilt je nach (noch genauer zu klärender) Position i oder éi: z. B. midd ‘müde’, Stillchen ‘kleiner Stuhl’ versus Féiss ‘Füße’, gréissen ‘grüßen’. Im Osten Luxemburgs gilt dagegen positionsunabhängig durchwegs éi, daher nicht nur Féiss, gréissen, sondern auch méid ‘müde’,[1] Stéilchen ‘kleiner Stuhl’. Die Form Schrabeiltgen hört sich nun so an, als ob sie Schrabéiltgen zu sprechen wäre. Dieselbe Aussprache könnte mit Schrabeltgen angedeutet werden. Derartige Grafien könnten einen eventuellen Hinweis liefern, dass der positionsunabhängige Reflex lb. éi für mhd. üe in früherer Zeit weiter verbreitet war als im heutigen Osten Luxemburgs.
Eine weitere Auffälligkeit speziell der Belege Scrabeltie, Schraubultie, Schrobiltie ist das fehlende -n im Auslaut. Das -n des Diminutivsuffixes mhd. -(e)chīn ist bis heute im gesamten Sprachgebiet des Mitteldeutschen und damit auch im Luxemburgischen erhalten.[2] Der Ausfall von -n ist vielmehr typisch für das Niederländische und Niederrheinische, wo mnl. -(e)kijn, mnd. -(e)kīn als nnl. -tje, nnl. und niederrhein. -ke vertreten sind. Ggf. niederländischer oder niederrheinischer Einfluss im Suffix von Scrabeltie, Schraubultie, Schrobiltie liegt jedoch wohl fern. Das fehlende -n ist wohl dem Französischen zuzuschreiben. Im Grunde dürfte genau genommen der Ausfall der Endung -en vorliegen (so wie z. B. in Saarbrücken > Sarrebruck, Baden > Bade). Dass jedoch das -e speziell in Scrabeltie, Schraubultie, Schrobiltie erhalten ist, könnte daran liegen, dass dieses, da nach halbvokalischem i befindlich, als Stützvokal fungiert.
[1] Vgl. LSA, Karte 161.
[2] Vgl. Karte bei König, S. 157.