Der Ausdruck ech géing baarbes bis no Ieweschtklausen, den das Luxemburger Wörterbuch verzeichnet und im Verwendungszusammenhang hinzufügt „um einen Wunsch zu erfüllen“, drückt die emphatische Verstärkung eines sehnsüchtigen Verlangens aus. Ieweschtklausen (auch Ièwescht Clausen, LLU; iEwescht-Klausen, WLM) ist in allen luxemburgischen Wörterbüchern mit der Ortsbezeichnung Eberhardsklausen als Wallfahrtsort an der Mosel aufgeführt. Und wer sich barfuß auf eine Wallfahrt macht, dem ist es ernst mit seinem Anliegen. 

Lautlich ist die Verbindung zwischen Eberhardsklausen und Ieweschtklausen nicht ohne Probleme herzustellen. Man könnte eine Brücke schlagen, die über eine bekannte Diphthongierung von betontem /e/ zu /ie/, über die binnendeutsche Lautentwicklung /w/ ↔ /b/ und über eine gelegentlich vorkommende Kürzung des Eberhard zu Ebers führte, wonach aus Eberhardsklausen letztlich Iewesch(s)klausen hervorginge. In der Folge könnte eine volksetymologische Analogiebildung von iewesch zu iewescht (dt. ‚oberst’) für das /t/ in der Mitte verantwortlich zeichnen.

Wahrscheinlich ist es aber viel einfacher: Während „das eine Clausen“ tief unten im Tal der Stadt hinter dem Luxemburger Ortsteil Grund liegt, erhebt sich die rund 70 Kilometer entfernte Wallfahrtskirche „des anderen Clausen“ im Kreis Bernkastel-Wittlich von Weitem sichtbar über die umliegende Landschaft. Zur Präzisierung des Reiseziels wurde daher womöglich vom hoch oben platzierten Clausen, gegenüber dem unten im Tal gelegenen Clausen gesprochen.

◄ Abb.: Eberhardsklause im Kreis Bernkastel-Wittlich (GNU Lizenz).

Wörterbucheinträge:

baarbes, bäärbes, buerbes (daneben: ‚bO:rbəs, ‚bO:Arbəs): A. Adv.: 1) «mit bloßen Füßen» — ech géing baarbes bis no I[eweschtklausen] (um meinen Wunsch zu erfüllen) […] s. buerféiss.

aus: LWB I, 64

Ieweschtklausen ON.: «Eberhardsklausen» (Wallfahrtsort nördlich von Piesport an der Mosel — früher von Luxemburgern viel (gelegtl. noch heute) aufgesucht — Hauptanliegen der Pilger: baldige Heirat) — zu Ieweschtklausen kuckt den helege Clemens aus der Turliicht eraus, wann d’Jongen an d’Medercher bieden: Heil’ge Klemantes, beschier mer e Man, Kän alen a kä kalen, Kä Sëffer a kä Schmësser (= Raufbold), Geméitlech (frëndlech) op der Strooss, Dohäm an am Haus gelooss, Genichlech am Beet, O hail’ge Klemantes, datt än esu än heet! (ostlux. Ma.) — Varianten: . . . kä Kläpper a kä Räpper . . . genichlech am Bett, dat än esou än hätt!

aus: LWB II, 204

Ane Kleine, Universität Luxemburg