Die Sprachschützer, allen voran Lex Roth, haben sich für das Einschreiben des Luxemburgischen als Nationalsprache in die Verfassung stark gemacht. In der Klack fir eis Sprooch, der monatlich erscheinenden Zeitungssonderseite der Actioun Lëtzebuergesch, hat Lex Roth 48 Mal in einer mit ‘Ceterum censeo…’ betitelten Rubrik hierfür plädiert, ohne die Kammer überzeugen zu können. Lediglich die Formulierung, der Staat solle die Sprache fördern sowie das Aufrücken der Luxemburger Sprache von der letzten Stelle im Gesetz von 1984 an die erste Stelle in der Aufzählung der Sprachen in der Verfassung konnte ihr abgerungen werden. (Der genaue Wortlaut: Art. 41. La loi règle l’emploi des langues luxembourgeoise, française et allemande en matière administrative et judiciaire. L’Etat veille à promouvoir la langue luxembourgeoise.)
Beim Staatsrat allerdings fanden die Sprachschützer Gehör. Dieser schlug in seinem Avis vor, die Nationalsprache in einem neuen Artikel über die Symbole der Nation, zusammen mit Fahne, Wappen und Hymne, zu definieren: „Le luxembourgeois est la langue nationale. La loi règle l’emploi des langues luxembourgeoise, française et allemande en matière législative, administrative et judiciaire.“ Dabei beruft der Staatsrat sich auf das Modell der französischen Verfassung, die einen ähnlichen Paragrafen beinhaltet mit der Formulierung: „La langue de la République est le français.“ In der Klack vom November 2012 reagierte Lex Roth mit Begeisterung: Et bleift elo just ze hoffen, datt ‘si’ sech an der Chamber selwer, iwwer all ganz normal Verschiddenheeten an Zermeeschterei eraus ‘rappen’ a fir dem Staatsrot seng Propos eens ginn – déi näischt ewech hëlt, ower all Méiglechkeeten op léisst.“
Die Verfassungskommission hat in ihrer Sitzung vom 7. November den Vorschlag zwar aufgegriffen, ihn jedoch verwässert, indem sie das Wort Nationalsprache fallen lässt: „La langue du Luxembourg (du pays) est le luxembourgeois. La loi règle l’emploi des langues luxembourgeoise, française et allemande. “ So steht es zumindest auf der Internetseite zu lesen und es bleibt unklar, ob die Klammer im Text als Alternative zu verstehen ist oder in der Verfassung stehen bleiben soll. Die Aufzählung der verschiedenen Bereiche (en matière législative, administrative et judiciaire) ist mit folgender Begründung verschwunden: Le fait de ne pas énoncer les matières dans lesquelles sont employées une ou plusieurs de ces langues permet de garder une certaine flexibilité.
Macht es einen Unterschied von Landessprache oder Nationalsprache zu sprechen? Für die vorsichtigen Parlamentarier sehr wohl. Glaubt man der Berichterstattung auf RTL, so haben sie diese Wortwahl getroffen, um keine Rechtsansprüche insbesondere auf EU-Ebene zu schaffen: „Et wollt een evitéieren nei Fuerderungen oder juristesch Effeten ze declenchéieren. (…) D’Verfassungsspezialiste fäerten nämlech mat engem ze präzisen oder juristesch zwéngenden Text kéinten Uspréch entstoen oder d’Sprooch misst op emol op Bréissel als offiziell Sprooch gemellt ginn.“
Haben sich die Mitglieder des Parlamentsausschuss mit dem Für und Wider des Luxemburgischen als Europäischer Amtssprache und dem Modell, das Guy Berg im Rahmen des Institut Grand-Ducal und des Conseil Permanent de la Langue Luxembourgeoise im Jahre 2005 vorgestellt hatte, überhaupt auseinandergesetzt? Sein origineller Zwischenstatus einer „Langue officielle tacite“ für das Luxemburgische war zumindest bei der Europa-Abgeordneten Erna Hennicot auf fruchtbaren Boden gefallen (siehe forum):
An der Plénière vum Europäesche Parlament vum 24. Oktober 2005 zu Stroossbuerg huet d’Mme Hennicot mat enger kuerzer Interventioun d’Unerkennung vun der lëtzebuerger Sprooch als Sprooch vun der Europäescher Unioun gefuerdert. Domat ass fir d’éischte Kéier an enger europäescher Enceinte esou eng Revendicatioun ëffentlech erhuewe ginn.
Auch wenn das Thema sporadisch in der politischen Auseinandersetzung auftaucht – besonders der Vergleich mit anderen kleinen Sprachen ist beliebt (siehe z. B. den Artikel: Irland, Malta, Island… a mir? in Klack 163) – wurde es aber noch nie wirklich vertieft. Vor allem die Fokussierung auf das Alles oder Nichts, will sagen Amtssprache oder Verleugnung des Luxemburgischen auf dem Europäischen Parkett, blockiert den Fortschritt und illustriert sehr gut die Krux der ganzen Debatte: das Einschreiben der Nationalsprache in die Verfassung wird von Gegnern und Befürwortern hauptsächlich als symbolische Geste verstanden. Dabei bedarf es heute keiner weiteren Symbole sondern konkreter Sprachenpolitik, damit die eigentliche sprachliche Identität des Großherzogtums erhalten bleibt: seine Sprache und seine Vielsprachigkeit.