Der Familienname Schmit steht in Luxemburg auf Platz 1 der Häufigkeitsliste. Er reiht sich in eine Serie von weiteren Namen und Appellativa ein, die im Luxemburgischen mit dem Wort für ‘Schmied’ oder ‘Schmiede’ gebildet sind:
Schmit inkl. Varianten Schmitt, Schmidt, Schmid |
Familienname |
Schmitz |
Familienname |
Schmitgen |
Familienname |
Schmatten |
Hausname |
Schmatts/Schmatz |
Hausname |
Schmëtten |
Hausname |
Schmëttches |
Hausname |
Schmadd ‘Schmied’ |
Appellativ |
Schmëdd ‘Schmiede’ |
Appellativ |
Schmëttchen ‘kleiner Schmied’, ‘kleine Schmiede’ |
Appellativ |
Im Folgenden sollen das Verhältnis dieser Formen untereinander und der auffällige Vokalismus lb. a vs. ë besprochen werden.
Das Appellativ lb. Schmadd (LWB), nach älterer Orthografie Schmatt (LLU, WLM), stammt von ahd.-mfrk. *smįd ‘Schmied’ (< wg. *smiđ- < g. *smiđaz) zu normalahd. smid. Eine lauthistorisch konsequente Aussprache für den Familiennamen, die wie das Appellativ lb. [ʃmɑt] lauten müsste, ist dagegen nicht nachweisbar, und ein Familienname Schmadd oder Schmatt ist auch schriftlich nicht überliefert (vgl. Erpelding, S. 78). Doch erscheinen Schmatten (Plural oder schwacher Genitiv) und Schmatts/Schmatz (starker Genitiv) als Hausnamen z. B. in Walferdingen (Bour, S. 79–80), sowie Schmatz als Familienname einmal um 1880 (Erpelding, a.a.O.). Dem a in lb. Schmadd entspricht ahd.-mfrk. į (= i2 = offenes i). Dieses į ist in geschlossener Silbe bei a, e, o in der Folgesilbe oder, wie in diesem Fall, wenn keine Silbe folgte, entstanden. So heißt es z. B. lb. Kand < ahd.-mfrk. *kįnd = normalahd. kind, lb. stallhalen ‘anhalten, stehenbleiben’, eigentlich ‘stillhalten’, zum Adverb ahd.-mfrk. *stįllo = normalahd. stillo.
Neben Formen mit a für die Berufsbezeichnung gelten im Luxemburgischen solche mit ë unter anderem für die Arbeitsstätte des Schmiedes: Das LLU vermerkt Schmett ‘Schmiede’, das WLM Schmött ‚id’, das LWB Schmëdd ‘id’. Darüber hinaus führt das LWB Schmëtten und Schmëttches als Hausnamen an. Das Appellativ lb. Schmëdd stammt von ahd.-mfrk. *smittja ‘Schmiede’ (= frühahd. *smittja < wg. *smiđđju < g. *smiþjō) zu normalahd. smitta. Durch das j in der Folgesilbe wurde im Althochdeutschen mittelfränkischer Prägung die Senkung von i zu į (= i2) verhindert. Ahd.-mfrk. i in geschlossener Silbe (= i1) hat im Luxemburgischen lautgesetzlich ë ergeben. So lautet das Adjektiv für ‘still’ im Luxemburgischen stëll < ahd.-mfrk. stilli, und diesem steht das oben besprochenene Adverb lb. stall < ahd.-mfrk. *st̨illo gegenüber.
Der Hausname Schmëtten ist eine erstarrte Kasusform von Schmëdd ‘Schmiede’, am ehesten Dativ Singular: „bei der Schmëtten“. Bei Schmëttches dagegen handelt es sich einerseits um den Genitiv von einem luxemburgischen Diminutiv Schmëttchen, das zu lb. Schmadd ‘Schmied’ gebildet ist. Diesem entspricht der Familienname Schmitgen: ‘kleiner Schmied, junger Schmied, schlechter Schmied’ (Berufsname), ‘Schmied Junior’ (deriviertes Parapatronymikon). Das Diminutivsuffix lb. -chen (in Namen vorwiegend -tgen geschrieben) stammt aus ahd. -ichīn. Das i dieses Suffixes hat die Senkung zu į im Althochdeutschen mittelfränkischer Prägung und in weiterer Folge zu a im Luxemburgischen verhindert. So wie Schmadd, Schmëttchen gehen demnach auch Kand ‘Kind’, Këndchen ‘Kindchen’ oder Rand ‘Rind’, Rëndchen ‘kleines Rind’.
Ein luxemburgisches Diminutiv Schmëttchen kann andererseits im Sinne von ‘kleine oder schlechte Schmiede’ auch von lb. Schmëdd abgeleitet sein. Mit dem Familiennamen Schmitgen wäre dann ursprünglich die Wohnstätte bezeichnet worden. Doch beim Hausnamen Schmëttches < *Schmëttchens Haus kommt aus semantischen Gründen nur die Berufsbezeichnung in Frage, da Genitive in Hausnamen von der Bezeichnung für den Hausbewohner gebildet sind.
Im Deutschen existiert neben standarddeutsch Schmiede die Variante landschaftlich Schmitte. Diese setzt lautgesetzlich ahd. smitta fort, während Schmiede sein d von Schmied übernommen hat. Dem Begriff nhd.-landschaftlich Schmitte entspricht auch lb. Schmëdd, und dieses wäre daher konsequenterweise Schmëtt zu schreiben.
Abkürzungen
a.a.O. |
am angegebenen Ort |
|
ahd. |
althochdeutsch |
|
ahd.-mfrk. |
althochdeutsch-mittelfränkisch |
|
g. |
germanisch |
|
id. |
idem |
|
lb. |
luxemburgisch |
|
mfrk. |
mittelfränkisch |
|
wg. |
westgermanisch |
Literatur
- Bour, Joseph: Walferdinger Familien- und Hausnamen 1650–1900. Luxemburg 1982.
- Erpelding, Émile: Der Familienname Weber. In: Familljefuerscher 23, Jg. 1990, S. 78–82.
- Les Annuaires du Luxembourg. Édition 2009.
- LLU = Lexicon der Luxemburger Umgangssprache. Von Jean-François Gangler. Luxemburg 1847.
- LWB = Luxemburger Wörterbuch. Herausgegeben von der Wörterbuchkommission. 5 Bände. Luxemburg 1950–1975. Ergänzungsband 1977.
- WLM = Wörterbuch der luxemburgischen Mundart. Luxemburg 1906.
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