Zu Schreibweise und Auswahl der Belege siehe die allgemeine Anmerkung am Ende des Textes.

Die Mehrzahl der allgemein bekannten Bauernregeln sind Wetterregeln, die auf Naturbeobachtungen beruhen und oft recht zuverlässige Wetterprognosen beinhalten. So auch die Regel „Steigt Nebel empor, steht Regen bevor“, die mit einem kurzen gereimten Merksatz ein physikalisches Phänomen beschreibt: Wenn aufsteigender Nebel in höhere Luftschichten transportiert wird, kühlt er ab, kondensiert und fällt als Regen nieder. Diese Nebelschwaden, die sich meist über Wiesen oder Wäldern bilden, werden im Luxemburgischen zuweilen mit backenden Füchsen versinnbildlicht: Wann d’Fiiss baken da gët et Reen.

Man stellt sich gerne vor, wie die scheuen Tiere an einem geheimen Ort im Wald um einen dampfenden Ofen herum sitzen, und nur durch den aufsteigenden Dunst zu erahnen ist, wo sie sich gerade aufhalten. Im gleichen Zusammenhang sind im Luxemburgischen auch die Bilder von dampfenden Wäldern, Fuchsbauen oder rauchenden Füchsen belegt. Viele ähnliche Redewendungen sind aus deutschen Regionen, vor allem dem Rheinland bekannt. Dabei muss es sich nicht immer um aufsteigenden Nebel handeln, es kann auch fallender Nebel gemeint sein, der nach einem Gewitter keinen Regen, sondern schönes Wetter ankündigt. Denn eine weitere Wetterregel lautet: „Wenn der Nebel fällt zur Erden, wird bald gutes Wetter werden“. Egal, ob nun Nebel aufsteigt oder fällt, backen die Füchse in den verschiedenen Regionen Brot, Küchlein oder Pfannkuchen, sie kochen Brei oder Kaffee, sieden, brauen, rauchen Tabak oder Pfeife, baden oder heizen ein.

Dass der Fuchs mit Nebel in Verbindung gebracht wird, hat er mit dem Hasen gemein. Mancherorts stellt man sich statt Füchsen auch Hasen vor, die allerdings häufiger brauen als dass sie backen, kochen oder rauchen. Überhaupt haben Fuchs und Hase in Redewendungen einiges miteinander zu tun, was daran liegen mag, dass beide besonders scheue Tiere sind, die normalerweise nicht die Nähe zum Menschen suchen, sondern sich lieber in entlegene Wiesen und Wälder zurückziehen. Zum Beispiel dorthin, wo sich sprichwörtlich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Gleichzeitig werden ihnen unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben, die sich in Redewendungen auf den Menschen übertragen sogar ergänzen. Dies geschieht etwa dann, wenn über einen unangenehmen Zeitgenossen gesagt wird: En as Hues a Fuuss zegläich bzw. „verschlagen wie ein Fuchs und schnell wie ein Hase“. Dass der Hase schnell sein muss, weil er ein Fluchttier ist, leuchtet ein und wird von niemandem als verachtenswert empfunden. Dass aber dem scheuen Fuchs nicht nur Schläue, sondern so negative Charaktereigenschaften wie Verschlagenheit, Hinterlist und Heimtücke nachgesagt werden, ist erklärungsbedürftig und soll in einem späteren Sproch vum Mount thematisiert werden.

Jutta Schumacher

 

Typ:
Idiom / Sprichwort
Quelle:
LWB
Lux. Nennform:
Wann d’Fiiss baken da gët et Reen
Dt. Nennform:
Vgl.: Steigt Nebel empor, steht Regen bevor
Bedeutung:
Aufsteigende Nebelschwaden kündigen Regen an
Varianten:
LWB s.v. baken: d’Fiiss baken; s.v. dämpen: d’Bëscher, d’Fiiss, d’Fuusselächer dämpen

 

LWB s.v.

baken: 1) […] – d’Fiiss baken (bes. im Ösling: zerrissener Nebel über Wäldern und Triften, nach Gewittern), wann d’Fiiss baken da gët et Reen.

dämpen: 1) […] – d’Bëscher, d’Fiiss, d’Fuusselächer dämpen (Nebelstreistreifen steigen stellenweise im Walde auf, künden weiteren Regen an).

Hues: 1) […] – en as Hues a Fuuss zegläich (flink und schlau).

Allgemeine Anmerkung:

In der Rubrik Sproch vum Mount des Projekts DoLPh werden luxemburgische Redewendungen allgemeinverständlich in 400-Wort-Artikeln erklärt. Die Schreibweise der Belege richtet sich nach der jeweiligen Orthographie in den Originaltexten und historischen Wörterbüchern, aus denen sie entnommen sind, und ist nicht an die reformierte neue Rechtschreibung angeglichen. Somit wird der sprachhistorischen Ausrichtung des Projekts Rechnung getragen und verhindert, dass vom Sprachgebrauch in älteren Quellen irrtümlich auf die Verwendung im rezenten Luxemburgischen geschlossen wird.

2 thoughts on “Wann d’Fiiss baken da gët et Reen (Dezember 2011)

  1. Lecomte Jean-Claude

    Ich kannte diesen Spruch bis dato nur unter „Wann d’Fiiss dämpen, da gët et Reen“ und mit „kachen“,
    nicht mit „baken“. Beim „baken“ entsteht selten Dampf.
    JCL

    • Jutta Schumacher

      Vielen Dank für den Hinweis aus Ihrer Erfahrung. Auch im Luxemburgischen ist „d’Fiiss dämpen“ bekannter als „d’Fiiss baken“, als vollständiger Beleg im LWB ist die Redewendung dennoch unter „baken“ verzeichnet. Einen luxemburgischen Beleg der Version mit „kachen“ konnten wir bisher nicht nachweisen.

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