Über die Bedeutung und den Gebrauch dieser Redensart gibt uns das Luxemburger Wörterbuch (LWB) am ausführlichsten Auskunft:

{xtypo_sticky}gelift (lok. phV. Osten geléift, West. geloift) 3. Sg. Ind. Präs. des ungebräuchlichen Verbums «belieben» — 1) in Frageformeln: wat g.? oder einfach g.? (bitte?); 2) in Höflichkeitsformeln: wann (i)ech g. (anbietend: «bitte (sehr)», bittend: «gefälligst, bitte») — gëf mer wann (i)ech g. eng Schmier! (gib mir bitte ein Butterbrot!); 3) in Einwänden: o, wann (i)ech g. (ich muß aber sehr bitten) — drohend: nu maach dech ewech, soss soën ech der wat g. (ich werde dir heimleuchten); zum Infinitiv *geléiwen besteht nur die 3. Sg. Ind. Präs.: haut geléift et mer, muer vläicht nët méi (heute paßt es mir, morgen vielleicht nicht).{/xtypo_sticky}

Die Form glift ist, wie auch aus dem Eintrag im Wörterbuch hervorgeht, aus älterem gelift zusammengezogen; und ech ist schwachtoniges iech ‘euch/Ihnen’. Die wortwörtliche Entsprechung von wann ech glift < wann iech gelift wäre somit „wenn euch/Ihnen geliebt“, die sinngemäße Übersetzung wäre ‘wenn es euch/Ihnen beliebt’, ‘wenn es euch/Ihnen genehm ist’. Dass aus synchroner Sicht die ursprüngliche Bedeutung nicht verstanden wird, zeigt der Gebrauch von wann ech glift auch in Bezug auf Personen, mit denen man per du ist. Ein Ausdruck *wann der glift ist unüblich.

Versuchen wir nun, dieser sprachlichen Wendung noch weiter auf den Grund zu gehen. Es fällt auf, dass von den in unmittelbar an das heutige Luxemburgische  angrenzenden Nachbarmundarten eine derartige Formulierung für ‘bitte’ nur im Lothringischen vorkommt. So steht im Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten (LotWB) wann Ech geleïft. Das Pfälzische Wörterbuch (PfWB) verzeichnet dagegen bitte, birre, bitt(e) schään (scheen). Im Rheinischen Wörterbuch (RhWB) finden wir zwar einen Eintrag asteblif, doch ist dieser nur für das Kleverland notiert. Dass dieses asteblif niederländisch alstublieft ‘bitte’ entspricht, ist für das Kleverländische als gewissermaßen niederländische Mundart in Nordrhein-Westfalen nicht überraschend.

In deutschen Mundarten im engeren Sinne ist diese Bezeichnung praktisch nicht existent. Daher ist es denkbar, dass auch die luxemburgische Entsprechung aus dem Niederländischen stammt. Die Vorlage muss ein niederländisches als u gelieft „wenn euch/Ihnen geliebt“ gewesen sein. In der Tat existiert heute noch im Niederländischen dieser Ausdruck, wenn auch sehr selten, neben den Varianten als het u gelieft „wenn es euch/Ihnen geliebt“, als u belieft ‘wenn euch/Ihnen beliebt’, als het u belieft ‘wenn es euch/Ihnen beliebt’. Die häufigste Form niederländisch alstublieft ist ja nur das Kontraktionsergebnis von als het u belieft.

{xtypo_info}Luxemburgisch wann ech glift < wann iech gelift hört sich also eigentlich wie eine Übersetzung von niederländisch als u gelieft „wenn euch/Ihnen geliebt“ an, wobei die ursprüngliche Bedeutung von ech in der Gegenwart nicht mehr verstanden wird.{/xtypo_info}

Zu untersuchen wäre nur noch, warum es statt geléift weitaus häufiger gelift (> glift) heißt, wohingegen *belift und *verlift für ‘beliebt’ und ‘verliebt’ nicht existieren. Eine Antwort auf diese letzte Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegeben werden.

 

Cristian Kollmann

Wuert vum Mount: wann ech glift

Über die Bedeutung und den Gebrauch dieser Redensart gibt uns das Luxemburger Wörterbuch am ausführlichsten Auskunft:

gelift (lok. phV. Osten geléift, West. geloift) 3. Sg. Ind. Präs. des ungebräuchlichen Verbums «belieben» — 1) in Frageformeln: wat g.? oder einfach g.? (bitte?); 2) in Höflichkeitsformeln: wann (i)ech g. (anbietend: «bitte (sehr)», bittend: «gefälligst, bitte») — gëf mer wann (i)ech g. eng Schmier! (gib mir bitte ein Butterbrot!); 3) in Einwänden: o, wann (i)ech g. (ich muß aber sehr bitten) — drohend: nu maach dech ewech, soss soën ech der wat g. (ich werde dir heimleuchten); zum Infinitiv *geléiwen besteht nur die 3. Sg. Ind. Präs.: haut geléift et mer, muer vläicht nët méi (heute paßt es mir, morgen vielleicht nicht).

Die Form glift ist, wie auch aus dem Eintrag im Wörterbuch hervorgeht, aus älterem gelift zusammengezogen; und ech ist schwachtoniges iech ‘euch/Ihnen’. Die wortwörtliche Entsprechung von wann ech glift < wann iech gelift wäre somit „wenn euch/Ihnen geliebt“, die sinngemäße Übersetzung wäre ‘wenn es euch/Ihnen beliebt’, ‘wenn es euch/Ihnen genehm ist’. Dass aus synchroner Sicht die ursprüngliche Bedeutung nicht verstanden wird, zeigt der Gebrauch von wann ech glift auch in Bezug auf Personen, mit denen man per du ist. Ein Ausdruck *wann der glift ist unüblich.

Versuchen wir nun, dieser sprachlichen Wendung noch weiter auf den Grund zu gehen. Es fällt auf, dass von den in unmittelbar an das heutige Luxemburgische  angrenzenden Nachbarmundarten eine derartige Formulierung für ‘bitte’ nur im Lothringischen vorkommt. So steht im Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten wann Ech geleïft. Das Pfälzische Wörterbuch verzeichnet dagegen bitte, birre, bitt(e) schään (scheen). Im Rheinischen Wörterbuch finden wir zwar einen Eintrag asteblif oder astebliv, doch ist dieser nur für das Kleverland notiert. Dass dieses asteblif, astebliv niederländisch alstublieft ‘bitte’ entspricht, ist für das Kleverländische als gewissermaßen niederländische Mundart in Nordrhein-Westfalen nicht überraschend.

In deutschen Mundarten im engeren Sinne ist diese Bezeichnung praktisch nicht existent. Daher ist es denkbar, dass auch die luxemburgische Entsprechung aus dem Niederländischen stammt. Die Vorlage muss ein niederländisches als u gelieft „wenn euch/Ihnen geliebt“ gewesen sein. In der Tat existiert heute noch im Niederländischen dieser Ausdruck, wenn auch sehr selten, neben den Varianten als het u gelieft „wenn es euch/Ihnen geliebt“, als u belieft ‘wenn euch/Ihnen beliebt’, als het u belieft ‘wenn es euch/Ihnen beliebt’. Die häufigste Form niederländisch alstublieft ist ja nur das Kontraktionsergebnis von als het u belieft.

Luxemburgisch wann ech glift < wann iech gelift hört sich also eigentlich wie eine Übersetzung von niederländisch als u gelieft „wenn euch/Ihnen geliebt“ an, wobei die ursprüngliche Bedeutung von ech in der Gegenwart nicht mehr verstanden wird. Zu untersuchen wäre nur noch, warum es statt geléift weitaus häufiger gelift (> glift) heißt, wohingegen *belift und *verlift für ‘beliebt’ und ‘verliebt’ nicht existieren. Eine Antwort auf diese letzte Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegeben werden.