Zu Schreibweise und Auswahl der Belege siehe die allgemeine Anmerkung am Ende des Textes.
Heute geht es nicht um „douze-points“-Désirée Nosbusch, nicht um die Topsportler des Jahres Fränk und Andy Schleck oder den Premier Jean-Claude Junker. Es geht um Luxemburger, die so berühmt sind, dass sie sprichwörtlich wurden, um kluge Köpfe, Helden des Alltags, Helfer in der Not und andere.
Beginnen wir bei denen, die sich durch ihre Klugheit Ruhm verschafften! Wer kennt sie hierzulande nicht die Metz-Dynastie, begründet von den drei Brüdern Charles, Norbert und Auguste? Der Älteste war ein bekannter Journalist und als Präsident der Chamber auch einflussreicher Politiker. Letztere Position bekleidete auch der mittlere Bruder Jean Joseph Norbert, der zudem die Metze Schmelz zu Esch-Schëffleng erbauen ließ. Auguste, der Jüngste, gilt schließlich als der eigentliche Gründer der Luxemburger Stahlindustrie. Auch die nächste Ingenieurs-Generation mit Émile, Leon und Paul Metz lenkte die Geschicke des Landes und bekleidete hohe Ämter. Bis heute kann man, so das Ergebnis einer Studie zum Phraseologismengebrauch unter luxemburgischen Jugendlichen, noch sagen esou gescheit si wéi den Här Metz. Zu Deutsch wäre man dann „ein kleiner Einstein“.
Zu den eher unscheinbaren Helden des Alltags gehören die portugiesischstämmigen Luxemburger, die den recht häufigen Familiennamen Azevedo tragen. Sie begegnen uns in dem (phraseologisch als Mikrotext klassifizierten) Rätsel: „Wéi nennt een e Portugis, deen nom Wee freet?“ Antwort: „Azevedo“. Freilich dürfte hier weniger ein realer Senhor Azevedo Pate gestanden haben, als die lautliche Parallele zu „ass e Wee do?“.
Als Helfer in der Not ist den meisten Luxemburgern ein weiterer Landsmann bekannt: Wenn die Blase drückt, so kann man beim Webesch Camille goen, dessen herausragende Tugend sicher die Initialen seines Namens sein dürften.
Auf andere berühmte Luxemburger ist man vielleicht nicht gleichermaßen stolz, verkörpern sie doch die Dummheit schlechthin: So kann der zu Batti umgestaltete Baptist en domme Batti sinn oder sech de Batti stellen und damit für jeden stehen, der sich sehr ungeschickt anstellt oder allgemein dumm ist. Nicht viel besser steht es um Menschen, denen man nachsagt, dass sie vun der Dommeneksmillen sinn bzw. zu Dommeneks gehéiren, wobei hier wiederum eine lautliche Nähe von domm zum Vornamen Dominique den Ausgangspunkt markieren dürfte.
Auch ist nichts zu der historischen Braut überliefert, um die sich der reimende phraseologische Beleg d’Irma mat der Firma bestueden formte, was seither eine Hochzeit aus finanzieller Berechnung bezeichnet.
Freilich sind nicht alle hier bezeugten phraseologischen Belege auch jeder Sprecherin und jedem Sprechern des Luxemburgischen heute noch bekannt, doch zeugen sie von einstiger Größe und (fast) ewigem Ruhm.
Ane Kleine-Engel
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verschiedene Typen |
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Här Metz: Filatkina 2005:262; Azevedo: Umfrage Kleine-Engel 2011, vgl. auch die Internetseite http://ass-e-wee-do.myfullseat.com von Patrick Azevedo; Webesch Camille: Umfrage Kleine-Engel 2011, vgl. auch Leserkommentar des users „Arbeit macht Spaß“ auf: http://www.wort.lu/wort/web/letzebuerg/artikel/60213/bald-schon-rauchfreie-cafes.php; Batti: Filatkina 2005:263; Dommeneks(millen): Filatkina 2005:265; Irma: Filatkina 2005:264. |
Allgemeine Anmerkung:
In der Rubrik Sproch vum Mount des Projekts DoLPh werden luxemburgische Redewendungen allgemeinverständlich in 400-Wort-Artikeln erklärt. Die Schreibweise der Belege richtet sich nach der jeweiligen Orthographie in den Originaltexten und historischen Wörterbüchern, aus denen sie entnommen sind, und ist nicht an die reformierte neue Rechtschreibung angeglichen. Somit wird der sprachhistorischen Ausrichtung des Projekts Rechnung getragen und verhindert, dass vom Sprachgebrauch in älteren Quellen irrtümlich auf die Verwendung im rezenten Luxemburgischen geschlossen wird.