Dieser sehr kurze Beitrag versteht sich als Ergänzung zum Artikel „Vergessener Ortsname: Wo liegt Engeldingen?“, der letzten Monat unter dieser Rubrik veröffentlicht wurde.

Auf der Internetseite „Exonyme – Vergessene Ortsnamen“ wurde die Diskussion um den Ortsnamen Engeldingen zwischenzeitlich weitergeführt. Dabei kamen u. a. weitere historische Belege zu Tage.

Die zwei interessantesten Belege sollen hier herausgegriffen werden. Diese lauten Engeldingen und Engoldinge, und sie finden sich auf einer Landkarte jeweils aus den Jahren 1585–95 und 1704.[1] Interessant sind diese Belege deshalb, weil mit ihnen nunmehr auch auf Landkarten der deutsche Name für Hagendingen vor dem Namenwechsel Ingeldingen – Engeldingen – Angeldingen Hagendingen dokumentiert ist.

Abbildung 1: Engeldingen auf einer (geosteten) Landkarte aus der Zeit 1585–95. Quelle

Der Beleg Engeldingen ist identisch mit den bereits besprochenen Belegen von 1473 und 1476 aus den Feuerstättenverzeichnissen. Diese Variante, die auch die Grundlage für den Familiennamen Engeldinger bildete, ist mittlerweile nicht weiter auffällig. Sprachlich und aufgrund der Datierung durchaus auffällig ist dagegen der Beleg Engoldinge:

Abbildung 2: Engoldinge auf einer Landkarte aus dem Jahr 1704. Quelle

Speziell die Schreibung Engoldinge begegnet nun zum ersten Mal, und die Auffälligkeiten sind folgende: Während das aus I- gesenkte Anfangs-E und die n-Apokope auf eine regionalsprachliche Neuerung hinweisen, mutet die Schreibung mit o archaisierend an, da das o bereits in mittelhochdeutscher Zeit lautgesetzlich zu e abgeschwächt worden sein müsste. Engoldinge müsste somit genau genommen für eine zeitgenössische, aufgrund der n-Apokope rheinfränkisch beeinflusste Variante *Éngeldénge stehen. Auch die Datierung der Karte, auf der dieses Engoldinge erscheint, ist äußerst bemerkenswert. Es stellt sich nämlich die Frage, ob zu Anfang des 18. Jhs. der ursprüngliche deutsche Name für Hagendingen noch lebendig war. Falls nicht, könnte der Karte bzw. der Nomenklatur eine ältere Vorlage und daher aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zu Grunde liegen. Falls doch, könnte Engeldingen < Ingeldingen (wenngleich nicht die Variante Angeldingen) den Dreißigjährigen Krieg überdauert und eine Zeit lang neben neuerem Hagendingen konkurriert haben, bis sich Letzteres im Laufe des 18. Jhs. endgültig durchsetzte. Sollten ggf. weitere Belege vom Typ Engeldingen aus der Zeit nach der 2. Hälfte des 17. Jhs. auftauchen, könnte diese Vermutung bestätigt werden.

Cristian Kollmann

[1] Für die Lieferung der beiden Belege sei dem User Lambert herzlich gedankt.

 

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